Egal welches Orakel oder welche Wetter-App befragt wurde: Die dritte Auflage der Hegau24 würde nicht ohne Regen bleiben. Und so kam es auch. Bei einem Mix aus Sonne, Wolken und leichtem Regen starteten die 220 Teilnehmer um 19 Uhr am Freitagabend auf die 83 km lange Strecke mit 1650 Höhenmetern. Schon beim ersten Versorgungsposten an der Zimmerholzer Hütte setzte kontinuierlicher Regen ein. Die gut ausgerüsteten Wanderer mussten bereits auf dem “Alten Postweg“ die Stirnlampen einschalten, um sich im Regen und Nebel zu orientieren. Bis zum Versorgungsposten bei der Freiwilligen Feuerwehr in Watterdingen waren die meisten Teilnehmer durchnässt und froh, eine warme Mahlzeit zu erhalten. Und so ging es weiter; der Regen nahm einfach kein Ende. Aber die Teilnehmer haben sich davon in keiner Weise abschrecken lassen und die Tour durch schlammige und aufgeweichte Wege unbeirrt fortgesetzt. Wer zwischendurch doch verzweifelte, wurde von den begleitenden Radscouts sowie den Helfern an den Erlebnis- und Versorgungsstationen mit viel Zuspruch, einem Schnaps von der Rollizunft Welschingen, Kaffee oder Honigbroten wieder aufgebaut. Ein ganz besonderes High light war das “Early Bird“ Frühstück ab 1 Uhr am Samstagmorgen in der “Linde“ in Büsslingen. Hier konnten sich die Teilnehmer in der warmen Gaststube bei einem liebevoll angerichteten Frühstücksbuffet vom Bürgerverein Linde verwöhnen und die nasse Kleidung ein wenig trocknen lassen.
Mit dem anbrechenden Tageslicht am Samstagmorgen war etwa die Hälfte der Strecke geschafft und der moralische Tiefpunkt bei den meisten überwunden. Allerdings machten sich jetzt schmerzende Füße, teilweise mit Blasen, Knieschmerzen und Erschöpfung bemerkbar und die Shuttle-Fahrzeuge waren vermehrt im Einsatz, um die Teilnehmer nach Engen zurück zu fahren. Eigentlich war für den Samstag trockenes Wetter angesagt und erhofft, aber dies blieb leider nur ein Wunschgedanke. Kaum waren die Teilnehmer auf der Schweizer Seite in Thayngen angekommen, öffnete der Himmel erneut seine Schleusen. An der steinzeitlichen Höhle im Kesslerloch wurden die Wanderer von der “Arbeitsgemeinschaft Pro Unterer Reiat“ mit einer heißen Suppe verwöhnt, bevor es auf den anspruchsvollsten Teil der Strecke ging: Den Reiat-Weg mit ca. 300 Hm Anstieg über einen 7 km langen Singletrail. Selbst bei gutem Wetter ist dieses Stück nach bereits zurückgelegten 55 km eine Herausforderung. Über die steilen, rutschigen Wege und Treppen wurde den Wanderern hier alles abverlangt und es waren bewegende Momente all jene schlammverdreckten aber stolzen Wanderer an der “Reiatstube“ in Opfertshofen zu begrüßen. Und endlich zeigte sich die Sonne!
Das nächste Etappenziel war das Weingut Hübscher in Altdorf, das zur Weinprobe einlud. Wein und Sonne hellten die Stimmung deutlich auf und mobilisierten neue Kräfte bei den müden Wanderer. Bis zur Mühlbachschlucht in Tengen waren es zwar noch gute 6 km aber
dort wurden die Teilnehmer von den Therapeuten des “Gesundheitsschuppens Neuhausen“ zur Fußmassage erwartet. Die Abkühlung im Mühlbach war für die geschundenen Füße eine willkommene Abwechslung und auch die Fußmassage wurde gerne in Anspruch genommen. Wem das alles zu viel war, hat sich mit dem angebotenen Cola-Weizen der Touristik Engen belohnt und den Weg fortgesetzt. Kaffee & Kuchen gab es im Anschluss beim Versorgungsposten des TV Engen im Schloss Blumenfeld nach zurückgelegten 71,5 km. Der Weg ist das Ziel und mit diesem Fokus ging es weiter auf die letzten 12 km über den Wilberg mit Getränkeversorgung, weiter zum Wanderparkplatz “Sedele“ unterhalb vom Hohenhewen, ebenfalls mit Getränkeposten vom Oldtimer & Fahrzeugmuseum Engen. Die letzten Kilometer führten noch am Sudhaus in Engen auf ein Bierchen vorbei bevor es durch den neuen Stadtgarten ins Ziel bei der Großsporthalle ging.
Der Zieleinlauf war ab 14 Uhr besetzt, um auch die schnellen Teilnehmer zu empfangen. Nach und nach trafen teils abgekämpfte, teils sehr fit wirkende und durchweg überglückliche Wanderer ein, die von Freunden, Familie mit selbstgestalteten Transparenten oder Blumen und dem Empfangskomitee des Schwarzwaldvereins mit viel Applaus gebührend begrüßt wurden. Nach kurzer Verschnaufpause wurden mit einigen Teilnehmern noch Interviews geführt, um Eindrücke von den persönlichen Erlebnissen zu erfahren. Trotz aller Strapazen war hier nur Positives über die Organisation und Streckenführung zu hören und natürlich der berechtigte Stolz auf die vollbrachte Leistung. Jeder Teilnehmer erhielt ein T-shirt sowie eine Urkunde, und der Platz rund um die Großsporthalle füllte sich mehr und mehr mit Teilnehmern, deren Angehörigen und den Helfern von den Versorgungs- und Erlebnisstationen. Auch einige Teilnehmer, die die Tour vorzeitig abbrechen mussten, kamen zum gemeinsamen Finisher-Abendessen und konnten die Stimmung am Zieleinlauf genießen.
Pünktlich um 19 Uhr trafen die Schlussläufer unter großem Applaus im Ziel ein und brachten den letzten Wanderer wohlbehalten ins Ziel, der die letzten Kilometer nach dem Motto „never give up“ absolvierte. Allen Teilnehmern, die sich auf diese dritte Hegau24 eingelassen und es bis ins Ziel geschafft haben oder auch zwischendurch abbrechen mussten, verdienen den allergrößten Respekt für ihre ganz persönliche Leistung. Auch das Orga-Team des Schwarzwaldvereins, das die Logistik entlang der gesamten Strecke zu bewerkstelligen hatte, ist bei den widrigen Wetterbedingungen nach 36 Stunden non stopp Einsatz bisweilen an die Belastungsgrenze gekommen. Umso größer war die Freude und Erleichterung, dass außer blutigen Füßen und Erschöpfung, alle Teilnehmer wohlbehalten und unversehrt geblieben sind. Es war wieder ein besonderes Erlebnis mit unvergesslichen Momenten und dem Schwarzwaldverein Engen/Hegau e.V. bleibt abschließend zu sagen: we do it again!
Pressetext: Schwarzwaldverein Engen/Hegau e. V.